Ein Blick, der einen zu Stein erstarren lässt – die Medusa

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Lexikon • von Dirk-Boris Rödel

Das Bild kennt jeder, und auch als Tattoo-Motiv wird der mit Schlangen gekrönte Frauenkopf immer beliebter; im antiken Griechenland hätte man bestimmt nicht geglaubt, dass das Bilder der Medusa einst so beliebt werden könnte. Denn schließlich hieß es, diese Frau sei so hässlich, dass jeder, der sie anschaut, vor Schreck zu Stein erstarren würde!

Tattoo von Tattoo AnansiAber von Anfang an:

Ursprünglich soll Medusa, Tochter der Meeresgottheiten Phorkys und Keto, sogar eine geradezu betörende Schönheit gewesen sein. Der Meeresgott Poseidon vergewaltigte Medusa und wurde bei seiner Gewalttat von der Göttin Athene überrascht, doch Athenes Wut galt nicht dem Täter sondern dem Opfer – heute würde man es Victim-Blaming nennen. Jedenfalls verfluchte Athene das Vergewaltigungsopfer und verwandelte die schöne Medusa in ein gräßliches Ungeheuer mit schuppiger Haut, glühenden Augen, Wildschweinhauern und den berühmten Schlangenhaaren.

Als nächste sollte Perseus, Sohn des Göttervaters Zeus, die von Athene zum Ungeheuer verunstaltete Medusa töten. Um sie nicht direkt anschauen zu müssen, erhielt Perseus von Athene einen verspiegelten Schild, in dem er Medusa nur als Spiegelbild, aber nicht direkt sehen musste, wodurch er nicht zu Stein erstarrte, Mals er sie erschlug – diesen literarischen Kunstgriff benutzte übrigens Jahrtausende später auch Joanne Rowling im Harry-Potter-Roman »Die Kammer des Schreckens«.

Perseus benutzte das abgeschlagene Haupt der Medusa als Waffe, um seine Feinde zu Stein zu bannen und schließlich heftete sich Athene den Schädel der Medusa auf ihren Schild.

Da das Bild, das den siegreichen Perseus mit dem abgetrennten Kopf eines Vergewaltigungs-Opfers zeigt und das im Laufe der Geschichte unzählige Male als Gemälde, Statue oder Skulptur umgesetzt wurde, heute nicht mehr zeitgemäß erscheint, schuf der Künstler Luciano Garbati im Jahr 2008 eine alternative Darstellung der Medusa und stellte diese in New York aus; in dieser Darstellung ist es Medusa, die siegreich das Schwert in der linken Hand hält, in der rechten den abgetrennten Schädel des Perseus, gegen dessen Angriff sie sich offenbar erfolgreich zur Wehr gesetzt hat.

Text: Dirk Boris-Rödel & Grafik: Jonas Bachmann (KI: Schlomki)

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