FU- TUR–EEEEEEEEE 2.0 – TATTOO-DIGITAL-ART

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FU- TUR–EEEEEEEEE 2.0 – Welcome to the Future – TATTOO-DIGITAL-ART

I.

Sehgewohnheiten ändern sich. Nichts hat die Wahrnehmung auf die Welt mehr verändert als die allumfassende Digitalisierung, die seit Jahren immer größerer Kreise zieht. Klar, dass dieser Einfluß auch beim Tätowieren bemerkbar wird. 

Jede Jugendkultur hat ihre besonderen eigenen Codes und Zeichen. Bei den Hippies „Love and Peace“ mit Blumen im Haar. Dazu kamen dann die Mandalas, Indien und und und.. Den Punks wiederum gefiel das gar nicht. Nicht hart genug. Sie ritzten sich ihre Schrammen gleich direkt in die Haut. Und piercten sich mit Sicherheitsnadeln. Danach kamen die Waver, die Popper, die Hardrocker… endlos neue Moden. Das gilt auch für Tattoo-Motive, die die Zeichen der Zeit mit aufnehmen und transformieren. Heutzutage ist Digitalisierung in aller Munde. Internet und soziale Netzwerke bestimmen das gesellschaftliche Leben. Die Digitalisierung gibt die Trends für die Zukunft vor. Bezogen auf Tattoos werden die Möglichkeiten der digitalen Bildbearbeitung aufgegriffen und so neue Styles für Tattoo-Motive generiert. Das können 8-Bit-Pixel Graphiken sein, die die Haut zieren. Um so an die Anfänge des Computerzeitalters zu erinnern. Aber auch andere Formen werden hierbei aufgegriffen – wie wir im weiteren sehen werden.


Glitch Tattoo von Louis.Loveless Quelle: https://www.vice.com/en_au/article/59zvxq/glitch-tattoo-artist-louis-loveless

II.

Bezogen auf die Digitalisierung hat sich ein ganz besonderer Stil entwickelt, der Glitch-Tattoo-Stil.

Bei GLITCH werden althergebrachte Muster und Bilder digital derart verfremdet, so dass eine ganz eigene Bildsprache, eine eigene Art von Tattoo entsteht. Erst eine Bildidee, danach digital bearbeitet, dann gestochen. Der Clou dabei ist:  typische digitale Fehler, die auf Bildern bei der Bearbeitung am Rechner entstehen, werden aufgegriffen und in das Motiv mitaufgenommen. Solche Fehler der Bildbearbeitung werden nun bewusst verstärkt und auf die Spitze getrieben. Erst dann folgt die eigentliche Tätowierung.

Den GLITCH-Stil erreicht man durch falsche Bildspeicherungen, Photopshop-Ebenen Fehler, Verpixelung etc. Dieser Stil erfreut sich im Netz über hohe Beliebtheit. Garantiert fällt man damit auf. Für die breite Masse gibt es mittlerweile GLITCH-Apps, (GLITCHEE) ist eine davon, mit der man seine Bilder schnell und einfach mit diesem Look versehen kann.

Wie immer sind Tätowierer an allen Strömungen der Gestaltung interessiert. Und somit hat sich GLITCH als Tattoo-Ästhetik einen Namen gemacht. 

Der immer größer wird?

ACHTUNG: Für diese speziellen „fehlerhaften“ Tattoos benötigt man einen erfahrenen Spezialisten, der zudem auch eine überaus kreative Ader mitbringt… (und sich mit dem Kunden auf solch ein Experiment einlaßen will.)

POSITIV: Damit werden die Tattoos noch individueller. GLITCH-Tattoos spiegeln eben auch Unvollkommenheit, Zerrissenheit in der Welt, oder die Uneindeutigkeit. Was ist echt, was ist es nicht? Sie sind ein Symbol dafür, dass in unserer scheinbar perfekten und digitalen Welt eben nicht alles stimmig ist. Wir haben einmal probiert, wie schon gestochene Tattoos aussehen könnten, wenn man sie digital bearbeitet, verfremdet und bewußt visuelle Fehler einbaut. Hier ist das Ergebnis:  

Text: Julian Bachmann

“Ich finde mich ziemlich geglitched – wen juckt’s”