Liebe zur Musik, die unter die Haut geht: persönliche Stories hinter Fantattoos

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Wir alle hören Musik – die einen mehr die anderen weniger. Sie drückt Gefühle aus, weckt sie in ihren Hörern und verbindet uns auf den unterschiedlichsten Ebenen miteinander. Dass die Musik eine sehr besondere Rolle im Leben vieler Menschen spielt, das muss man vermutlich niemandem mehr erklären.

Daher ist es auch bei Weitem keine Seltenheit mehr, dass sich Fans eines Künstlers oder einer Band ein Motiv oder Lyrics tätowieren lassen, welche sie mit ihrer Lieblingsmusik verbindet. Die Gründe dahinter sind dabei ebenso vielfältig, wie die Personen selbst. Egal, ob aus ästhetischen Gründen oder mit einem ganz bestimmten Hintergrundgedanken gestochen – ein Tattoo ist etwas sehr Persönliches.  Häufig bringen sie eine Geschichte mit, die ihr Träger nach außen auf der Haut trägt.

Von Songtexten, bis hin zu Coversymbolen des liebsten Albums oder dem Logo der eigenen Band. Einige Musikenthusiasten erzählen, wer und was ihre (Fan)Tattoos inspiriert hat.

Sinja: Mein erstes Tattoo habe ich mit 16 zum Geburtstag von meinem Vater bekommen. Ich musste meine Mutter seeeeeehr intensiv dazu überreden, aber mein Vater war sofort dabei. Wir hatten immer sehr viele Unstimmigkeiten und Streit, aber durch Musik – besonders durch Linkin Park – haben wir uns viel besser verstanden.

Ich habe es mir kurz nach Chester’s (Bennington) Tod stechen lassen, war so unfassbar traurig darüber und diese Songzeile war so traurig und hoffnungsvoll gleichzeitig. Auch jetzt, nachdem viele Menschen in meinem direkten Umfeld verstorben sind, ist das Tattoo irgendwie trostspendend.“

Sinja hat eine Zeile aus Linkin Park’s Song “One More Light” für ihr Tattoo gewählt.

Linkin Park’s 2017 verstorbener Sänger Chester Bennington (Quelle: Instagram @chesterbe)

Roxi: When people find out I have tattoos written by bands they ask ‘What if you don’t like that band in a few years?’ and it’s simple: the tattoo is a representation of who I was at the time I got it. So it doesn’t matter, it reminds me where I’ve come from and who I am now.

I got my Waterparks one to represent my mental health. ‘Mind Your Head I’ve Lost My Mind ’ as a reminder that at some point everybody pretty much will go through a rough patch but it doesn’t mean you’re crazy.”

Bildquelle: Instagram @waterparks / Copyright: Jawn Rocha

Cassidy: „I suffer from PTSD and really bad flashbacks from a trauma that happened to me when I was 18, I’m 25 now. I tried so many methods of stopping them and had many different types of therapies, but nothing worked. But during a flashback a few months ago I had taken a speaker I had been playing music through out of my pocket – We Three was on and it pulled me out of that flashback. The song has worked every time since.

For me, tattoos are almost like a journal. They represent parts of me or parts of my life. I have my We Three tattoo as a reminder that I’m not alone and that I’m okay. They help me not to turn to unhelpful coping mechanism because they remind me I have saver ways to get through the hard times.”

Cassidy war nicht die Einzige der Befragten, die das amerikanische Band-Trio “We Three” als Inspiration hinter ihrem Tattoo angegeben hatte. “We Three” – von links: Manny Humlie, Joshua Humlie, Bethany Blanchard (Pressefoto; Fotografin: Emilie Farris)

Demi: “I got ‘Never Doubt The Way You Are’ on my rib. It’s a lyric from We Three’s song ‘Fall For You’. This band means the world for me and I’ve literally grown up with them. Their music healed me in a way I didn’t know I could heal and I wanted a reminder of that on my body forever. I wanted to wait until I meet them and ask if them to write it out for me, so February 1st 2021 they did. I chose Bethany’s handwriting.

Doubt, and especially self-doubt can be very exhausting. ‘Never Doubt The Way You Are’ are words that stick out to me every time to one of my favourite songs. I was naturally drawn to that song and when I heard that lyric I was like wow. Having it as a reminder with me all the time now means the world to me and will keep motivating me on this journey called life.”

Alina: „Ich habe die Symbole von The Neighbourhood’s Album „i love you”. Es ist meine Lieblingsband seit gut zehn Jahren, also dachte ich mir, warum sollte ich sie nicht permanent auf meinem Körper verewigen? So trage ich ihre Musik immer mit mir. Ich wollte ein Fantattoo, welches im ersten Moment nicht als solches erkennbar ist, weswegen es sehr simple gehalten wurde. Ich habe lange überlegt, mir nur das Haus stechen zu lassen, aber alle Symbole vom Cover meines liebsten Albums fand ich dann doch passender!“
Wie allem gibt es selbstverständlich auch bei diesen Geschichten zwei Seiten! Jemanden zu treffen, der die eigene Kunst & Musik auf dem Körper trägt, ist für viele Musiker ein ganz besonderer Moment.

Dougie: „Ein Fan hat sich unser Logo tätowieren lassen! Ich hab mein Leben lang Musik gemacht, irgendwann relativ viel Cover, aber die Erfüllung war einfach nicht da. Jetzt, wo ich auf einmal Menschen sehe, die sich Texte von mir einprägen, um sie mitzusingen, lässt mich leben. Als dann letztes Jahr jemand mit unserem Logo bei uns war, konnte ich meinen Augen nicht trauen. Ich hab’s geschafft, dass etwas von mir bleibt, wenn’s mich nicht mehr gibt und das ist so ein sau geiles Gefühl! Wer kann schon sagen, dass jemand etwas von dir Entworfenes für immer bei sich trägt (Tätowierer hier mal ausgenommen!)“

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One thought on “Liebe zur Musik, die unter die Haut geht: persönliche Stories hinter Fantattoos

  1. Liebs, so schön geschrieben und wahnsinnig tolles thema?