Thunder and Lightning – Sturm unter der Haut

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Ein greller Blitz, ein dumpfes Grollen – Wer kennt es nicht, das kribbelnde Gefühl von kurzem Schreck, gefolgt von mindestens leichtem Respekt gegenüber der Naturgewalt, die da gerade über einem schwebt? Schon beeindruckend, welche Energie und welche Kraft sich bündelt in den Wolken und so geballt entladen wird den wenigen Momenten, die ein Gewitter andauern kann. Dabei scheint ein Sturm doch eigentlich ein eher alltägliches Phänomen zu sein, fast banal in unserer Alltagswelt – Meist verbunden mit der Unlust auf den Regen, den man fast schon als Standard mit erwarten kann, den Temperatursturz, die abgesagte Grillparty…

Doch der Einfluss des Wetters (und vor allem des Unwetters) auf unser Leben ist weit tiefer verbunden mit unserem Leben als durch die spontane Unannehmlichkeit eines kurzen Gewitters. Dass zerstörte Ernten, Flussläufe und sogar Überschwemmungen zu den Konsequenzen eines Sturms zählen können, ist uns wohl eher selten unmittelbar bewusst. Nichtsdestotrotz sind Blitz und Donner so maßgeblich für unser Leben und unsere Lebensbedingungen, dass wir ihnen nicht nur Geschichten und Erzählungen widmen, sondern ihnen in diversen Kulturen sogar Mythologische Figuren und Gottheiten zuordnen. Allein dies dürfte zeigen, welche Rolle die Macht des Wetters uns und unser Weltbild prägt. Kein Wunder also, dass sich auch das Wetter einen Platz unter unserer Haut verdient hat – in Form von Bildern und Mustern, in vielfältiger Darstellungsweise und zahllosen Kontexten.

Angefangen beim simpel scheinenden Hintergrund eines Realismus Motives, etwa des zeitlosen Leuchtturms in stürmischer See – welche Szenerie könnte lebendiger wirken und gleichzeitig bedrohlicher als aufgepeitschte Wellen und schwarze Wolken, die flächig den gesamten Hintergrund bedecken? Und was würde mehr die Standhaftigkeit oder Kraft des Hauptmotivs betonen als der Trotz gegen die Naturgewalten, von welchen es umgeben wird?

Auch besagte Götter und Mythologien sind selbstverständlich gängiges und überaus beliebtes Motiv in Tätowierungen – vom Klassiker des Zeus oder des Poseidon bis zu Naturgottheiten oder Mythologien aus Übersee. Oftmals finden sich Blitz, Donner oder stürmischer Wind als Attribute der Figuren, manchmal stilisiert, teils in ein komplexes Gesamtwerk hineinkomponiert. Die Darstellungsweise ist hierbei natürlich abhängig vom jeweiligen Stil des Tattoos und seines kulturellen Kontextes –antike Gottheiten wie etwa Zeus/Jupiter werden häufig realistisch oder Gemälde-artig dargestellt und schleudern scheinbar also vorzugsweise auch fein ausgearbeitete Blitze als übernatürliche Waffe. Japanische Figuren wie der Sturmgott Raijin, traditionell in der charakteristischen Art japanischer Kunst und Tätowierung gezeigt, hüllt sich lieber in grell-farbige Blitze und Wolken mit satten Umrandungen – eingewoben in einen ornamentalen Hintergrund.

Eine besondere Rolle hat der Blitz auch in New School-, bzw. Anime-Motiven: Comicartig kann er als Verbildlichung einer Energie oder auch einfach von Bewegung eingesetzt werden. Besonders in farbiger Ausführung lässt sich seine Eigendynamik als wirkungsvolles Stilelement einsetzen. Dabei “umrankt” er oft eine Figur oder einen Gegenstand, der von seiner eigenen Charakteristik und seinen Eigenschaften in Verbindung mit Energieentladung oder Geschwindigkeit steht – eine Verdeutlichung dieser Attribute ist also die Folge.

Doch auch unabhängig von anderen Motiven oder Figuren kann der Blitz oder die Wolke als eigener Hauptcharakter eine beeindruckende Wirkung als Tattoo haben. Reduziert auf ein simples, geometrisches Symbol oder als feine Linienführung im „lightning-Tattoo“, also eines einzelnen Blitzeinschlags kann sich noch immer die Kraft und Energie widerspiegeln, die wohl oft der auschlaggebende Motivator für das Tattoo sein dürfte. Von der düsteren Schönheit des Naturspektakels einmal abgesehen.

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