Der Oktopus

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Lexikon • von Dirk-Boris Rödel

Dass dieses Cover-up, also diese Überdeckungsarbeit eines alten Tattoos mit einem neuen, ausgerechnet mit einem Oktopus-Motiv ausgeführt wurde, macht auf verschiedensten Ebenen Sinn: Zum einen verfügen Oktopusse oder Oktopoden (beide Plural-Formen sind möglich) über einen Tintenbeutel, aus dem sie bei Gefahr dunkle Flüssigkeit ausstoßen können, um Fressfeinde zu verwirren, und welches Motiv eignet sich wohl besser als Tattoo-Design als ein Tier, das Tinte produzieren kann!

Zudem verfügen Oktopusse (oder auch landläufig Kraken genannt) ähnlich wie Chamäleons über die Fähigkeit, ihre Farbe dem des jeweiligen Untergrundes anzupassen, um sich zu tarnen – eine Fähigkeit, die sie natürlich als Motiv für Cover-Up-Arbeiten geradezu prädestiniert, denn so kann der jeweilige Tattookünstler die aktuelle Farbe des Tieres so wählen, dass sie das zu überdeckende Tattoo-Motiv problemlos verschwinden lässt.

Cover-up

Und schließlich macht ihre nahezu unbegrenzte Flexibilität die tentakeligen Meeresbewohner zu hervorragenden Cover-Up-Motiven, denn der Tätowierer kann Kopf und Arme bzw. Tentakel des Tinten-Tiers so anordnen und drapieren, dass sie genau über dunklen Stellen des vorigen Motivs liegen oder Schwünge und Linien so überlagern, dass später nichts mehr von diesen zu sehen ist.

Neben diesen Punkten, die Oktopusse als Tattoo- bzw. speziell als Cover-up-Design so geeignet machen, verblüffen die Kopffüßer noch mit vielen weiteren erstaunlichen Eigenschaften, wovon ihre Intelligenz wohl die beeindruckendste ist. Oktopusse sind enorm lernfähig, können selbst komplexe Aufgaben in kürzester Zeit ausführen und lernen auch durch Beobachtung von Artgenossen.

Eine weitere Fähigkeit, die sie besonders bei Schlagzeugern zu einer Art »Spirit Animal« machen, ist ihre Fähigkeit, jeden der acht Arme vollkommen unabhängig von den jeweils anderen zu bewegen – ein Talent, um das sie jeder Drummer sehr beneidet!

Um verlässliche Vorhersagen in die Zukunft zu machen, wie Krake Paul es demonstrierte, der als Fussball-Orakel berühmt wurde, eignen sich die allermeisten seiner Artgenossen aber nicht wirklich.

Tintig: Der Oktopus in seinem ElementText: Dirk-Boris Rödel

Grafik: Jonas Bachmann • MARCO

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