Der Taucherhelm: Vorstoß in Neptuns Reich

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Tattoo Lexikon • von Dirk-Boris Rödel

Zwar gehört das Fliegen sicher zu den ältesten Menschheitsträumen, doch nicht weniger fasziniert waren Menschen seit jeher davon, einen anderen Bereich der Erde zu erkunden, nämlich die Tiefen von Meeren und Seen.

Bis zu einem gewissen Grad ist das auch ohne Hilfsmittel möglich; Perlentaucher können bis zu 30 Meter tief tauchen und dabei mehrere Minuten die Luft anhalten; dieses sogenannte Apnoe-Tauchen oder atemloses Tauchen hat sich inzwischen zu einer eigenen Sport-Disziplin entwickelt, bei der Extremsportler heute bis zu zehn Minuten die Luft anhalten und über hundert Meter tief tauchen können.

Längeres Verweilen oder gar Arbeiten unter Wasser sind mit reiner Apnoe-Technik aber nicht möglich, und so dachten Menschen bereits in der Antike darüber nach, wie man einen Taucher unter Wasser mit ausreichend Luft zum Atmen versorgen könnte. Ideen, dem Taucher einfach ein umgedrehtes Fass über den Kopf zu stülpen, scheiterten jedoch arm enormen Auftrieb der Luft im Fass, das auch der Taucher nicht halten kann. Auch die Technik, über ein Rohr zu atmen, funktioniert nur bis kurz unterhalb der Wasseroberfläche, denn wenn der Schnorchel zu lang ist und die ausgeatmete Luft nicht vollständig daraus entweichen kann, wird sie vom Taucher wieder eingeatmet, was relativ rasch zu Sauerstoffmangel führt.

An einem System, bei dem der Taucher über einen Helm durch eine Pumpe mit Frischluft versorgt wird, während die ausgeatmete Luft nach unten oder über ein Ventil entweichen kann, hatte bereits Leonardo da Vinci gebastelt, doch ein erster funktionsfähiger Taucherhelm wurde erstmals Ende des 18. Jahrhunderts getestet.

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde dann in mehreren Schritten das klassische Helmtauchgerät aus Kupfer oder Messing entwickelt, das wasser- und luftdicht mit einem Taucheranzug verbunden werden konnte; der klassische Taucherhelm, wie man ihn aus Abenteuerfilmen kennt.

Die Benutzung war hochriskant und Leben und Gesundheit des Tauchers lag in den Händen derjenigen, die etwa an Bord eines Schiffes die Luftpumpen bedienten; wurden diese nicht ordentlich bedient, erstickte der Taucher.

Wenn auch in alten Filmen Taucher in solchen Anzügen auf der Jagd nach versunkenen Piratenschätzen regelmäßig von Riesenkraken angegriffen wurden, waren Tiefsee-Ungeheuer nicht das eigentliche Problem; weitaus gefährlicher waren Probleme mit der Luftzufuhr oder die fehlende Dekompression beim Auftauchen, deren Notwendigkeit früher nicht erkannt wurde, was zu schwerwiegenden Gesundheitsproblemen führen konnte.

Tatsächlich sind solche Taucherhelme aber auch heute nicht nur Museumsstücke; Industrietaucher nutzen auch heute noch vergleichbare Helme, natürlich mit technisch weitaus besserer und verlässlicherer Atemluft-Versorgung als im 19. Jahrhundert.

OriginaltattooText: Dirk-Boris Rödel

Grafik: Jonas Bachmann

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