Der Biomechanik-Stil ist heute aus der Tattoo-Szene nicht mehr weg zu denken und wird in unterschiedlichsten Variationen umgesetzt.
Der Schöpfer dieser Idee der Kombination von biologisch-organischen mit mechanoiden Strukturen war der Schweizer Künstler Hans Ruedi Giger (geboren 1940 in Chur), der als Maler, Airbrush-Künstler und Schöpfer von Skulpturen und auch Möbeln tätig war.
Mit einem Album-Cover für die Band »Emerson, Lake & Palmer« trat Giger 1973 erstmals ins internationale Rampenlicht. Drei Jahre später erhielt er den Auftrag, am Filmdesign von »Dune« mitzuarbeiten, doch wurden seine Entwürfe und Vorschläge letztlich nicht übernommen.
Der Durchbruch gelang Giger schließlich im Jahr 1979 mit der Erschaffung des »Alien« im gleichnamigen Film, was ihm auch einen Oscar für Visual Effects einbrachte. Weitere Filmprojekte folgten, wie etwa »Poltergeist II«, »Species« oder »Prometheus – Dunkle Zeichen«, und auch immer mehr Musiker und Bands wie Debbie Harry, Celtic Frost, Dead Kennedys oder Danzig arbeiteten mit Giger zusammen.
Gigers Kunst, der er sich nach dem Studium der Architektur und des Industriedesigns völlig widmete, war vor allem geprägt von den Themen Geburt, Sex und Tod. In vielen seiner Werke scheinen humanoide Formen mit mechanischen Strukturen zu verschmelzen oder sich in diesen aufzulösen. In diesen Arbeiten schwingt eine dystopische Angst vor der Niederlage des Menschen unter den von ihm geschaffenen technologischen Fortschritt mit, die seinen Werken einen alptraumhaft-apokalyptischen Unterton verleiht.
Im Gegensatz zu anderen Künstlern, die es sich verbitten, dass ihre Arbeiten in Form von Tätowierungen repliziert werden, störte sich Giger nie daran, wenn seine Airbrush-Bilder oder Skulpturen als Tattoo-Vorlagen dienten. Ganz im Gegenteil freute er sich über den großen Zuspruch aus der Tattoo-Szene und auch darüber, dass er mit seinen biomechanoiden Strukturen für die Entstehung eines eigenen Tattoo-Stils verantwortlich war.
Text: Dirk-Boris Rödel
Grafik: JONAS BACHMANN