Keep Smiling! • Der Smiley

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Der Smiley • Lexikon

Punkt, Punkt, Komma, Strich, fertig ist das Mondgesicht; ein Gedicht aus dem vorigen Jahrhundert, das heute bestenfalls als Beispiel für »cringe« herhalten kann, denn aus Punkten und Streichen baut man heute keine Mondgesichter mehr, sondern Smileys, also simple Piktogramme, die Freude, Trauer, Wut oder Überraschung ausdrücken. Und obwohl diese Symbole eben sehr oft bestimmte Gefühle ausdrücken sollen, hat das Wort Emoji, zu denen die Smileys zählen nichts mit »Emotion« zu tun; es ist ein japanisches Wort, das ganz einfach »Bildschriftzeichen« bedeutet (was ein wenig skurril ist, da die japanische Schrift selbst ja auch wiederum aus Bildschriftzeichen besteht).

Tattoo von Tattoo AnansiAnders das Wort Emoticon, das sich tatsächlich von »Emotion« (und »Icon« für »Bild«) ableitet und per Definition ebenfalls ein simples, aus Satzzeichen konstruiertes Symbol ist, das einen Gefühlszustand ausdrücken soll.

Dabei sind Emoticon und Emoji gar nicht so jung, wie man meinen könnte; die Urform des fröhlichen und traurigen Smileys wurde bereits 1962 vom US-amerikanischen Informatikprofessor Scott Fahlman standardisiert, doch die Urform von Gesichtern aus Satzzeichen geht sogar noch ins vorletzte Jahrhundert zurück. Bereits im 19. Jahrhundert fügten Setzer in Druckereien  bewegliche Bleilettern und Zeichen so zusammen, dass man sie als menschliche Gesichter mit verschiedenen Gesichtsausdrücken interpretieren konnte; solche Bildchen nannte man »Setzerscherze«.

Dass wir bereits zwei Punkte und zwei Striche als Gesicht wahrnehmen, ist übrigens einem Phänomen namens »Pareidolie« zu verdanken, demzufolge wir in Strukturen und Mustern bekannte Formen wahrzunehmen glauben; demzufolge erscheinen uns teilweise auch Steckdosen, Parkautomaten oder eine bestimmte Anordnung von Fenstern und Türen als Gesichts-ähnlich.

Ursprünglich als Scherz oder geistreiches Spiel mit Satzzeichen intendiert, sind Emoticons und Emojis heutzutage aus der schriftlichen Kommunikation gar nicht mehr wegzudenken: sie kompensieren mit ihren emotionalen Bedeutungen das Fehlen von Betonung und Mimik im Schriftverkehr und können dem Empfänger dadurch Zusatzinformationen darüber geben, in welcher Gefühlslage der Absender den Text geschrieben hat oder wie er ihn verstanden haben möchte.

Und durch die ständige Weiterentwicklung von Emojis mutieren diese inzwischen sogar von Hilfszeichen in regulären Texten zu einer eigenständigen Schrift; inzwischen gibt es bereits ganze Romane, die nur mit Emojis erzählt werden!

SMILE!Text: Dirk-Boris Rödel

Grafik: Jonas Bachmann

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